Sonntag, 24. April 2011

Ich weiß, dass er es ist.

09.45 Uhr - erste große Pause.
Wir gehen in die Mensa, wie jedes Mal. Immer wieder sucht mein Gehirn automatisch nach ihm, in dieser kurzen Zeit, die ich ihn nur sehen kann.
Wird er mich vielleicht dieses Mal anschauen? Was mache ich wenn ja? Seit Anfang des Monats weiß ich, dass ich ihn anlächeln werde. Ja, weil ich keine Angst mehr haben möchte.
Was ist schon ein Lächeln? Was soll großartiges passieren, falls er nicht zurück lächelt?
...dennoch habe ich Angst. Angst davor, dass er eben nicht zurück lächelt, denn das würde bedeuten, er wäre nicht interessiert.
Dabei bin ich mir doch so sicher, dass er der Junge ist, nachdem ich so lange suche.
Obwohl ich ihn nicht richtig kenne.
Ständig träume ich von ihm, ich weiß von verschiedenen Seiten, dass wir die gleichen Interessen haben, selbst unsere Lieblingsfarbe ist die gleiche.
Wieso kann ich ihn nicht ansprechen? Wir kennen uns doch vom Sehen.
Wieso sagen wir uns nicht Hallo? Was soll das schon bedeuten, dieses kurze Wort "Hallo"?
11.30 Uhr - zweite große Pause.
In der letzten Pause ist nichts passiert. In dieser wird auch nichts passieren.



 Aber hey du, du toller Junge, du wirst dich an mich erinnern.
Nach diesem Sommer, wenn die Schule wieder am 8. August anfängt, wirst du dich fragen, wie ich es geschafft habe, mich so zu verändern.
Ich möchte endlich schön sein. Auch für dich.

Freitag, 22. April 2011

Belohnungen.


55 kg - 500 Days of Summer DVD
52 kg - Supernatural Staffel 4
50 kg - Longchamp Tasche (+ Ray Ban Sonnenbrille)
48 kg - neue Jeans, die auch mal mehr kosten darf und mir 100%ig gefällt :)

Donnerstag, 14. April 2011

Hallo, neues Ich.

Morgen geht's also nach München, zusammen mit meinem besten Freund.
Ich freue mich total darauf, schon allein auf die Zugfahrt; wir werden circa vier Stunden fahren :)

 ...und endlich komme ich mal wieder aus unserem Dorf raus.
Wie schon im letzten Post geschrieben, denke ich momentan über das Leben nach.

Mir fällt auf, wie viel Zeit ich einfach damit verbracht habe, unzufrieden zu sein, anstatt etwas an meinem Leben zu ändern.
Man lebt nur einmal und man sollte das tun, was man möchte, solange es keine anderen Menschen verletzt.
Und dafür habe ich mich jetzt entschieden.
Ich gehe seit Jahren nicht ins Schwimmbad, weil ich mich wegen meinem Körper schäme.
Anstatt daran zu arbeiten, fitter zu werden und meinen Körper zu mögen, verstecke ich mich lieber in hässlichen Klamotten und plane nur, was ich mal anziehen könnte, wenn ich abgenommen habe.
Anstatt die Jungen, die mir gefallen, anzulächeln, schaue ich schnell weg, wenn ich sie sehe und beobachte sie heimlich und träume von Dingen, die passieren könnten.
Anstatt zu lernen und gute Noten zu schreiben, schiebe ich immer alles vor mir her und sage "ab dem nächsten Jahr wirst du besser!"
Ich schiebe das Glücklich-sein ständig vor mir her und ändere nichts daran.
Damit ist Schluss: Ich werde anfangen, meinen Körper zu trainieren, nach München einen Ernährungsplan aufstellen (aber natürlich schon in München darauf achten, was ich esse), abnehmen, mich schön zu machen, neue Frisuren auszuprobieren, regelmäßig neue Kleidung zu kaufen, hübsche Jungen anlächeln, auch wenn sie nicht zurücklächeln, nach den kommenden Klausuren Schulstoff nachholen, und wenn es hoffentlich Ende Juni soweit ist, werde ich bis dahin einen Bikini mit Rosenmuster in perfekter Größe 36 tragen und ins Schwimmbad gehen.

Samstag, 9. April 2011

Mach die Augen auf!

Es fängt wieder an.
Ich habe den wichtigsten Mann in meinem Leben verloren.
Alles ist leer, so furchtbar leer.
Unser Haus ist leer, sein Zimmer ist leer, unsere Stadt ist leer, mein Körper ist leer, mein Kopf ist leer, mein Herz ist leer, meine Seele ist leer.
Nichts schmeckt mehr.
Wisst ihr, was ich gelernt habe? Ich weiß jetzt, dass eine klare Trennung von wichtig und unwichtig existiert.
Dinge, von denen ich vorher gedacht habe dass sie schlimm wären, erscheinen mir als gleichgülig.
Eine wichtige Person zu verlieren, das ist schlimm.
Und nicht die Note die du schreibst, dass der Junge, den du süß findest, dich nicht anguckt, ständig unter Stress zu stehen, ein kleiner Streit, zu wenig Geld.
Nichts von alldem erscheint mir nur annähernd schlimm.
Was soll das heißen? Musste so etwas furchtbares passieren, damit ich erwachsen werde?

Mir werden so langsam die Augen geöffnet.
Ich sollte endlich anfangen, richtig zu leben. Wenn ich etwas möchte, muss ich darum kämpfen.
Wieso habe ich mir so oft eingeredet, dass ich etwas nicht kann, weil ich es in meinen Augen als schlimm empfunden habe?
Schlimm war in diesen Fällen nämlich nur ein Wert, ein Wert der Scham, der Angst, vor dem Unbekannten.
Meine Ausrede war einfach nur, dass ich es nicht schaffe.
Das muss enden.
Ich muss lernen, stark zu sein. Mit Dingen umgehen zu können, der Welt zeigen, dass ich es kann.
Was auch immer es sein mag.

Zum Beispiel träume ich schon seit ich denken kann davon, einen Körper zu haben, der mir gefällt, in dem ich mich wohl fühle.
Was habe ich dafür getan? Ja, 10 kg zugenommen, "weil ich es ja eh nicht schaffe".
Was hat es mir letztendlich gebracht?
Ich mag die Person im Spiegel nicht, ich muss peinlich darauf achten, dass ich in tollen Klamotten nicht dick aussehe. 
Dass es mich unglücklich macht, diese Ausreden, das hat es mir gebracht.
Narben, die meinen Körper hässlicher machen, das war die Wirkung.

Aber ich will mich dagegen wehren.
Ja, ich muss die Kraft dazu aufbringen.

Ti amo, grazie per ogni singolo momento nostro (04.04.11)

Samstag, 2. April 2011

Brief an einen sehr besonderen Menschen.


Liebste J,
der Anfang dieses Briefes ist mir zuerst eingefallen, ohne zu wissen, wie er weitergehen soll. Nämlich, dass du eigentlich mehr verdient hast, als nur diesen Brief. Alles erdenklich Größere eigentlich, größer, als dieses Din A4 Blatt. Und schon zu Anfang dieses Briefes entschuldige ich mich dafür, dass er nicht pünktlich erscheinen wird, falls er überhaupt erscheint. Wenn das Schicksal nämlich nein sagt, kommt dieser Brief wahrscheinlich nie an. Ich kann das Schicksal nicht beeinflussen, aber ich habe so das Gefühl, dass dieser Brief ankommen muss. Er soll ankommen. Andererseits…vielleicht werde ich ihn auch nie abschicken? Vielleicht verstecke ich ihn in mein Nachtschränkchen, rechts neben meinem Bett. Oder ich zerschneide ihn und werfe ihn weg. Aber wieso? Allerhöchstens aus Angst.
Aber genau diese Angst möchte ich gerade nicht haben. Wahrscheinlich, weil es keinen genauen Grund dafür gibt, aber auch, weil du ja fast alles weißt. Zumindest die Geschichte, Gefühle von anderen kann man nie genau erraten, man kann nie genau einschätzen, was als nächstes passiert.
Ich aber habe mich dafür entschieden, diesen Brief abzuschicken. Später, nachdem ich ihn  erstmal zu Ende geschrieben habe. Was wäre aber, wenn dieser Brief schon fertig geschrieben ist? Wenn es nichts mehr hinzuzufügen gäbe, vielleicht, weil du schon alles weißt?
Aber genau das ist der Punkt. Es gibt etwas hinzuzufügen. Und zwar dieses lächerliche kurze Wort „Danke“. Danke, dass du dir letztes Jahr meine Geschichte angehört hast. Danke, dass du mir zugehört hast, mich nicht angeguckt hast, als sei ich irgendein verrücktes Wesen. Danke, dass du nicht gleichgültig zu mir warst, wie es andere vorher waren. Danke, dass du einen meiner schwächsten Punkte kennst und sie nicht weitererzählst. Danke, dass du, obwohl ich fröhlich umher laufe und lache, trotzdem weißt, dass es mir genau in diesem Moment am schlechtesten gehen kann.
Ich bin nicht gerade die beste Freundin, aber um ehrlich zu sein, habe auch ich nicht eine beste Freundin. Das liegt wahrscheinlich daran, dass ich nicht in der Lage bin, DIE beste Freundin zu sein, ich gebe immer weniger, als ich nehme. Ich habe EINEN besten Freund, EINE Freundin, der ich metaphorisch gesehen, meine Lebensgeschichte aus einem Glas habe trinken lassen, eine Freundin, die des Öfteren ausrastet, ohne, dass man den Grund kennt, eine andere Freundin, die sich nicht immer durchsetzen kann und versucht, immer Gerechtigkeit auszustrahlen und eine Freundin, die manchmal zu viel redet, ohne es zu merken, obwohl ihr keiner zuhört.
Wer bin ich eigentlich in dieser Gruppe von jungen Menschen, im ungefähren Alter von sechszehn Jahren? Um ehrlich zu sein, kann ich keine genaue Antwort geben, weil ich es selbst nicht weiß. Aber ich bin noch am suchen, ehrlich. Wenigstens weiß ich aber, wer ich nicht bin, auch wenn ich diese Person manchmal zu sein scheine. Ein Teil von mir ist erleichtert, dass du ein Stück der wahren Person kennst. Wenn wieder mal so ein Tag ist, an dem ich Sinnloses von mir gebe, was sehr häufig passiert, frage ich mich, ob du und zwar nur du, gerade hinter diese Maske schaust und erkennst, dass das meiste davon gespielt ist. In diesen Momenten stocke ich öfter und schaue dich an, das hast du wahrscheinlich noch nie bemerkt. Das ist aber nicht schlimm, schließlich kann man nicht alles wissen. Jetzt gerade, wo ich diesen Satz geschrieben habe, muss ich schmunzeln. Äußerst merkwürdig, genauso wie ich. Hui, ich habe ein neues Wort gefunden, welches mich ein wenig beschreibt. Merkwürdig. Aber so schlimm ist das nun auch wieder nicht, oder? Wer ist schon normal.
Mir fällt gerade auf, dass ich in diesem Brief eigentlich nur über mich schreibe, also gehöre ich auch zu den egoistischen Menschen. Ich bin sogar mir gegenüber egoistisch. Das ist äußerst seltsam, ja.
Aber weißt du was? An dem Tag, wo ich dir alles erzählt habe, wurde ein dunkler Teil meiner Seele gereinigt, ein Lichtstrahl hat diesen Teil sauber gemacht. Du weißt wahrscheinlich gar nicht, wie viel mir das bedeutet, nämlich viel mehr, als irgendein Gegenstand. Die Bedeutung ist viel größer als dieses dämliche Din A4 Blatt, von dem ich nicht mal die Länge und Breite kenne. Wenn wir meine Seele als ein Puzzel betrachten, kann ich dir erzählen, oder schreiben, dass du einen Teil gefunden hast, ihn mit einem anderen Puzzelteil verbunden hast.
Ich danke dir vom Herzen dafür.
Um dich vielleicht zum Lächeln zu bringen, schreibe ich dir an dieser Stelle, dass dieser Brief genau jetzt 730 Wörter hat. Deutsch LK, haha.
Alles erdenklich Liebe zu deinem 16. Geburstag.
I love you,
S.